„Es gibt, was es gibt“
Jahrelang hat der gebürtige Kroate Vjekoslav Pavic in ganz Deutschland gekocht. Seinen Traum, ein Restaurant zu eröffnen, verwirklichte er 2014 zusammen mit Alexander Wahl in Pirmasens. Eine Entscheidung, die sich auszahlte: Erst vergangenes Jahr wurde ihr Restaurant Die Brasserie mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet. An seinen Gästen schätzt Wahl-Pirmasenser Pavic besonders die Leidenschaft für gutes Essen und gute Weine.
Herr Pavic, welches ist eigentlich Ihr pfälzisches Lieblingsessen?
Saumagen. Das ist ein wunderschönes Gericht.
Auf Ihrer Karte gibt es Gänseleber, Wildgarnelen und Trüffel. Hatten Sie je Angst, das sich Die Brasserie nicht etablieren könnte?
Nein. Wir haben vorher 30 Kilometer von hier entfernt gearbeitet. Viele unserer Gäste waren Pirmasenser. Wir wussten also, wenn wir nach Pirmasens gehen, ist es nicht so, dass man dort niemanden kennt. Unser Restaurant war von Anfang an gut besucht.
Was glauben Sie, warum Ihr Restaurant so beliebt ist?
Unser Geschäft basiert auf Leuten, die etwas von Essen und Trinken verstehen. Davon gibt es in Pirmasens wirklich sehr viele.
Ist es der gute Geschmack, den Sie an den Pirmasensern schätzen?
Menschen, die in Weinanbaugebieten aufwachsen, haben ein anderes Verhältnis zum Essen. Man isst und trinkt bewusster. Als ich mit Anfang 20 nach Deidesheim kam, war ich fasziniert davon, wie die 16-Jährigen über Wein redeten. Aus Kroatien kenne ich das nicht. Da haben die Jugendlichen eher Bier oder Wodka getrunken.
In Sylt lässt es sich doch auch ganz gut leben. Warum ausgerechnet die Pfalz?
Schon als ich 1995 nach Deutschland gekommen bin, stand für mich fest: Wenn ich in Deutschland bleibe, kommt nur die Pfalz infrage. Die Menschen, das Klima und die Natur sind wunderschön. Sylt wäre meine zweite Wahl gewesen. Aber dort ist es fast unmöglich zu leben. Fast alles wird an Touristen vermietet. Immobilien zu kaufen oder zu mieten ist da nicht so einfach.
Also haben auch die niedrigen Mieten in Pirmasens eine Rolle gespielt.
Nein, ich war bestimmt fünf Jahre mit der Idee der Selbstständigkeit schwanger, habe aber nie das passende Objekt gefunden. Als ich das Waldschlöss’l gesehen habe, wusste ich gleich: Das will ich.
Wären Sie auch woanders hingegangen?
Mein Sommelier Alexander Wahl und ich haben bewusst in der Südpfalz nach einem Platz für unser Restaurant gesucht. Ich mag es nicht so riesig. Ich war schon in viel kleineren Orten, für mich ist Pirmasens wie eine Großstadt. Mir fehlt es hier an nichts. Ich bin rundum glücklich.
Vermissen Sie gar nichts?
Ich bin Pragmatiker. Wenn man die Fußgängerzone sieht, kann man den falschen Eindruck bekommen. Es gibt, was es gibt. Und für das, was es nicht gibt, fährt man nach Karlsruhe oder Mainz. Ich kann es nicht nachvollziehen, wenn Menschen unzufrieden sind und nichts ändern. Wenn ich nicht zufrieden wäre, wäre ich nicht hier.